Mein bester Freund und ich

Oder: Warum ein bester Freund ein BESTER Freund ist.

Was ist ein bester Freund? Die meisten Menschen haben so etwas, oder eine beste Freundin. Bei den Mädchen (ich bin eines, darum rede ich jetzt vornehmlich von denen) in der Pubertät geht es darum, jemanden zu haben, den man so nennen kann. Und ich glaube, das ist die Hauptsache, wichtiger als zu wissen, worum es dabei überhaupt geht. Es steht der Traum so zu sein wie all die Mädchen in den Büchern oder Zeitschriften. Jedes davon hat jemanden, der mit ihr durch dick und dünn geht. Der IMMER dabei ist, im Zweifel sogar mit auf dem Klo.

Aber geht es darum in einer besten Freundschaft? Immer zusammen zu sein? Sich nie zu streiten, oder wenn dann nur ganz kurz, bevor einer auf Knien ankriecht und sich entschuldigt? Was ist, wenn einer wegzieht, ist dann die beste Freundschaft vorbei?

Ich sehe das anders… Ich habe Freunde mit denen ich viel mache und denen ich viel über mich erzähle. Das sind für mich Freunde, im Zweifel gute Freunde. Aber bester Freund heißt für mich nicht, dass dieser Mensch im Hier und Jetzt Privilegien gegenüber anderen Freunden hat. Das wäre für mich ein besonders guter Freund. Nein, bester Freund ist für mich die selbst ausgesuchte Familie. Es ist eine Art Gewissheit und Versprechen, für immer mit einander verbunden zu sein. Einmal bester Freund, immer bester Freund, so sehe ich das. Ich kann nicht daher gehen und jemanden als meinen besten Freund deklarieren und dann Monate später wegen einem Streit alles hinschmeißen. Natürlich gibt es Streit, so wie Geschwister sich streiten, und durchaus auch Streits, die tief gehen und die erschüttern. Aber selbst wenn man nicht mehr miteinander redet und wütend aufeinander ist bleibt das Band bestehen. Es ändert sich, aber es bleibt ein Band.

Bester Freund ist kein Begriff mit dem man um sich wirft. Im Leben hat man eher wenig davon und oft erkennt man das vielleicht auch erst hinterher. Aber an meinem heutigen Tag möchte ich stolz behaupten, ich habe drei beste Freunde, alle aus sehr guten Gründen.

Der erste ist ein Mensch, der mit mir so ziemlich alles durchgemacht hat seit meiner Pubertät, der mich zu meinem liebsten Hobby, meinem heutigen Beruf, gebracht hat, der mich immer wieder zum Lachen bringt und der, auch wenn wir uns heutzutage eher selten sehen, niemals wirklich weg ist.

Die zweite ist eine Menschin, die in meinen Augen einer der fantastischsten Menschen auf der Welt ist und die ich immer wieder aufs neue bewundere. Für ihre Natürlichkeit, ihre Zielstrebigkeit, ihr großes Herz, ihre Aufmerksamkeit allen Menschen gegenüber und ganz besonders für ihre hundertprozentige Vorurteilslosigkeit (falls es so ein Wort gibt).

Der dritte ist ein Mensch, der es immer schafft, mich zu trösten, auch wenn er nichtmal weiß dass und warum ich traurig bin, der mich mich selbst sein lässt und mich darin bestärkt und der mir durch seine Freundschaft zeigt, dass ich es wert bin.

Und bei allen drei Menschen sage ich: egal was passiert, ich würde die Freundschaft nicht aufgeben. Und das ist der Grund, warum ich diese Zeilen überhaupt zu Papier bringe. WEil ich einfach nicht verstehe, wie jemand sagen kann: Ach, ich brauch den Streit mit meinem besten Freund nicht klären, dafür ist es sowieso zu spät. Wie kann einem eine Freundschaft, von der man bebhauptet sie sei so tiefgehend nur so egal sein? So wenig wert, dass man nicht mal eine Sekunde seine sch**** Selbstachtung vergessen kann und versuchen kann wie erwachsene Menschen darüber zu reden und eine Lösung zu finden? Es ist mir absolut unverständlich… Und ich finde es traurig, obwohl es mich nichteinmal betrifft. Ich finde es traurig für den Menschen auf der anderen Seite, den Menschen, den ich auch als meinen besten Freund bezeichne, der den Streit schlichten wollen würde und nicht einmal die Chance dazu bekommt.

Und ich schreibe diese Zeilen um mich daran zu erinnern, wie ich niemals werden möchte.